XII Steuerrecht Von Franck le menTec, Partneranwalt, Cohen&Gresser LLP Die Annäherung der Steuersysteme der Mitgliedstaaten der Europäischen Union ist eine Frage, die in öffentlichen Debatten und im Geschäftsalltag vornehmlich mit der Einführung des Euro, der Vollendung des Binnenmarkts und den letzten Erweiterungen der Union eine signifikante Rolle spielt. Seit der Krise im Jahre 2008 jedoch haben sich die Anstrengungen der Behörde hauptsächlich auf die Bekämpfung der Steuerflucht und des Steuerbetrugs sowohl in Bezug auf die Umsatzsteuer als auch hinsichtlich des Steuerwesens der Unternehmen konzentriert. Die europäischen Instanzen haben die Annäherung der Steuergesetzgebungen auf dem Gebiet der Mehrwertsteuer, der Verbrauchssteuer und der übrigen indirekten Steuern bevorzugt. In Anbetracht der mit dem EG-Vertrag und dem AEU-Vertrag gesetzten Grenzen erscheint die Harmonisierung der direkten Steuern dagegen bisher eher beschränkt und im Wesentlichen der Beseitigung der Doppelbesteuerungen gewidmet. Dies wurde mit der Annahme von Richtlinien im Jahre 1990 und mit ihrer Vertiefung in den Jahren 2003 und 2005 deutlich; 2011 konnte sodann eine Wiederbelebung festgestellt werden, durch die Vorlage eines Richtlinienvorschlags über die gemeinsame konsolidierte Körperschaftssteuer-Bemessungsgrundlage (GKKB) durch die Europäische Kommission, für die die Arbeiten noch nicht abgeschlossen wurden, und die erneute Aufnahme der Richtlinienänderungen auf dem Gebiet der Zinsen und Gebühren in die Tagesordnung. Zudem soll an dieser Stelle die Bedeutung der Rechtsprechung des Gerichtshofs auf dem Gebiet der Steuern unterstrichen werden. 249